Fachkräfteoffensive 2024

Österreichs Unternehmen und Betriebe brauchen gut ausgebildete Fachkräfte: 82 Prozent geben laut aktuellem Mittelstandsbarometer an, derzeit Probleme zu haben, geeignete Fachkräfte zu finden.

Die Fachkräfteoffensive 2024 des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung setzt daher auf zwei Ebenen an:

1. Bedarfsorientierter FH-Ausbau 2024/2025: Schaffung gezielter Studienplätze in Innovationsbereichen zu MINT/Digitalisierung & Nachhaltigkeit

Karl-Heinz Dernoscheg, Martin Polaschek, Barbara Eibinger-Miedl, Christian Grabner © Foto Fischer

Stark nachgefragte und zugleich innovative Studienangebote in den Bereichen MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in den Themenbereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiter ausbauen, um so rasch und zielgerichtet genau jene qualifizierten Absolventinnen und Absolventen hervorzubringen – das ist die erklärte Zielsetzung des bedarfsorientierten Fachhochschulausbaus. Denn die braucht es, um dem Mehrbedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in Österreich adäquat zu begegnen und für die Zukunft weiterhin eine solide Grundlage für die berufliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Fortschritt zu sichern. Bis 2026 sollen daher laut aktuellem Fachhochschul-Entwicklungs- und Finanzierungsplan insgesamt 1.050 neue, bundesfinanzierte FH-Studienplätze geschaffen werden. Bis dahin wird der Bund insgesamt rund 1,8 Mrd. Euro in den Fachhochschulsektor investieren. Heuer, im Jahr 2024, sind allein fast 500 Mio. Euro für die Fachhochschulen vorgesehen, nachdem eine kräftige Aufstockung um knapp 100 Mio. Euro zusätzlich erfolgt ist.

Im Studienjahr 2024/25 erfolgt nun der zweite Ausbauschritt, mit dem die nächsten 353 zusätzlichen Studienplätze in den Zukunftsfeldern geschaffen werden.

FH-Ausbau: 13 neue Studienangebote an den Fachhochschulen ab 2024/2025

  • Ausschreibung von 2. bis 27. November 2023: 17 der insgesamt 21 Fachhochschulen haben sich daran beteiligt und zwölf einen Zuschlag erhalten. Dabei wurde ein breiter Fokus auf MINT/Digitalisierung & Nachhaltigkeit gelegt, wodurch nicht nur technische, sondern auch innovative, interdisziplinäre Studienangebote an den Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gefördert werden. Dazu zählen insbesondere solche, bei denen es um die digitale und ökologische Transformation von Produkten, Produktionsprozessen, Dienstleistungen und/oder der damit zusammenhängenden Schaffung neuer, innovativer Geschäftsmodelle geht. Voraussetzung ist, dass Studiengänge betroffen sind, deren Curricula einen Technikanteil von mindestens einem Viertel (25 %) aufweisen und dem Ausschreibungsschwerpunkt entsprechen.
  • Zusätzliche Master-/Bachelorstudienplätze: Von den 353 zusätzlichen bundesfinanzierten Anfänger/innen-Studienplätzen entfallen 175 auf Bachelor- und 178 auf Masterstudienplätze. 187 davon umfassen zusätzliche berufsbegleitende und 30 zusätzliche duale Studienangebote mit integrierter Berufsausbildung.
  • Verteilung Bundesländer: Die Studienplätze gehen aufgrund des Vorschlags in die Bundesländer Wien (132), Niederösterreich (120), Burgenland (25), Steiermark (20), Salzburg (10) und Tirol (46).
  • Mehr als 70 % der zusätzlichen Studienplätze in neuen Studienangeboten: Insgesamt wurden 22 Vorhaben bewilligt, von denen 13 innovative, neue Studienangebote und neun Aufstockungen bereits bestehender Studiengänge umfassen. Die neuen Studienangebote umfassen neben den klassischen Bereichen rund um Informatik & Softwaretechnik, Biotechnology, Smart Mobility und den Einsatz von Virtual Reality & KI auch nachhaltige, angewandte Chemie, Quantum Engineering und Wasserstofftechnik.
  • FH Joanneum: Neuer Masterstudiengang „European Green Transformation“ an der Schnittstelle zu Wirtschaft & Technik: es handelt sich um eine Ausbildung von Umweltberater/innen, Umweltingenieur/innen, Expert/inn/en für Erneuerbare Energien und Circular Economy oder Umweltingenieur/innen, die den „European Green Deal“ und die damit verbundenen Transformationen in Organisationen tatsächlich umsetzen können.

2. Valorisierung der Förderung der Berufsmatura – Lehre mit Reifeprüfung

Erfolgsmodell Berufsmatura – neuerliche Anhebung der Förderung um 7%: 2024 wird der Fördersatz des Bundes zum zweiten Mal in Folge um 7% angehoben. Bereits 2023 war eine 7%ige-Erhöhung durchgeführt worden. Für jede/n Jugendliche/n erhalten Bildungsanbieter/innen damit maximal 6.876 Euro an Förderung für die Vorbereitungskurse. 2024 ist ein Budget von rund 14 Mio. Euro für das Förderprogramm Berufsmatura vorgesehen.

  • Erfolgsmodell: 2008 wurde das Förderprogramm „Berufsmatura: Lehre mit Reifeprüfung“ eingeführt.Pro Jahr nehmen rund 13.000 Personen aktiv am Programm teil, davon 2.032 in der Steiermark. Bei den 34.082 Lehrlingen, die sich derzeit im 1. Lehrjahr befinden, beträgt ihr Anteil 11,5%.
  • Lehrlinge und Unternehmen profitieren gleichermaßen durch die Berufsmatura. Lehrlinge erhalten dadurch eine Zusatzqualifizierung und die Unternehmen dadurch besonders qualifizierte Mitarbeiter/innen, denen später der Zugang zu einer tertiären Ausbildung, insbesondere ein Hochschulstudium, offensteht.
  • Kostenlos für Lehrlinge: Für die Vorbereitungskurse fallen für die Lehrlinge keine Kosten an.
  • Zusatzqualifizierung während der Lehrzeit: die Erlangung der Berufsreifeprüfung ist während der Lehrzeit möglich. Drei der vier Teilprüfungen (Deutsch, lebende Fremdsprache, Mathematik und ein Fachbereich aus dem jeweiligen Lehrberuf) für die Berufsreifeprüfung können bereits vor der Lehrabschlussprüfung abgelegt werden. Insgesamt haben die Lehrlinge fünf Jahre für die Absolvierung der Berufsmatura Zeit.
  • Uneingeschränkter Zugang zu einer tertiären Ausbildung: Lehrlinge erhalten mit der Ablegung der Reifeprüfung Zugang zum Studium an einer Hochschule, insbesondere an einer Universität oder Fachhochschule, oder einer anderen Ausbildung an einer tertiären Bildungseinrichtung.

Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Österreichs wichtigster Rohstoff ist die Innovationskraft durch exzellent ausgebildete Fachkräfte, die imstande sind, den digitalen, technologischen und digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Mit unserer Fachkräfteoffensive 2024 setzen wir daher an zwei wichtigen Stellschrauben an: einerseits beim Erfolgsmodell der Berufsmatura, die Lehrlingen schon seit 2008 neben ihrer Lehrausbildung die Absolvierung der Berufsreifeprüfung ermöglicht, andererseits durch die kontinuierliche Schaffung zusätzlicher Fachhochschul-Studienplätze an den Schnittstellen zu Technik, MINT, Digitalisierung & Nachhaltigkeit. Das Ziel ist, jungen Menschen die beste Ausbildung zukommen zu lassen, damit sie nicht nur ihre Zukunft aktiv gestalten können, sondern auch die des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts Österreich. Deshalb erhöhen wir die Förderung für die Berufsmatura neuerlich um 7% und setzen zugleich den Fachhochschulausbau weiter fort. Ab Herbst werden mehr als 350 zusätzliche bundesfinanzierte FH-Studienplätze zur Verfügung stehen, 260 davon in gänzlich neuen, innovativen Studiengängen.

Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung: „Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft hoch. Es gilt daher, in allen Bereichen von der Lehre bis zur Hochschulbildung anzusetzen und attraktive Ausbildungsangebote zu schaffen. Die heute präsentierte Fachkräfteoffensive des Bundes ist dafür ein wichtiger Schlüssel. Vor allem der neue FH-Masterstudiengang ‚European Green Transformation‘ mit 20 Anfängerstudienplätzen ist für die Steiermark von besonderer Bedeutung. Wir können damit eine weitere praxisorientierte Ausbildung an der FH JOANNEUM anbieten, stärken den MINT-Bereich und sorgen für zusätzliche Fachkräfte im zukunftsweisenden Bereich der Grünen Transformation.“

Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor WK Steiermark: „Als Interessenvertretung der Wirtschaft begrüßen wir diese Fachkräfteoffensive. Denn trotz der herausfordernden Konjunkturlage haben unsere Betriebe größte Probleme qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ausreichenden Maße zu finden. Zusätzliche Fachhochschulplätze sind in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt, den es durch noch mehr Berufsinformation – speziell in den AHS – sowie durch eine verstärkte internationale Bewerbung unseres FH-Angebots abzurunden gilt. Denn der Kampf um die hellsten Köpfe ist längst kein nationales Thema mehr, sondern betrifft ganz Europa. Insofern ist auch die Valorisierung der Fördersätze für die Berufsmatura eine sehr wesentliche Maßnahme aus Sicht der Wirtschaft. Sie trägt nämlich dazu bei, dass Modell noch attraktiver zu machen, was wiederum die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems weiter erhöht.“

Christian Grabner, Chief Financial Officer des Logistikunternehmens Knapp: „Wir setzen bei uns in der Steiermark auf eine exzellente Ausbildung in allen Alterskategorien, beginnend mit der Lehre, der HTL bis hin zur tertiären Ausbildungsschiene (FHs, Unis,..). Aus diesem Grund pflegt die KNAPP AG seit Jahren sehr erfolgreich Kooperationen mit unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen im MINT-Bereich und darüber hinaus.“

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