Steiermark im naturnahen Wasserbau

Großprojekt „River Mur“ für renommierte Umwelt-Auszeichnung nominiert
Die Steiermark hat eine der edelsten Gewässerstrecken. Rund 30.000 Kilometer Flüsse und Bäche durchfließen unser Bundesland, das nicht umsonst als Wasserland Europas bekannt ist.

In den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden jedoch sehr viele Flussläufe begradigt und in Bezug auf den ökonomischen Durchfluss maximiert. Dass viele dieser Maßnahmen aus heutiger Sicht negative Auswirkungen haben, merkt man im Besonderen jetzt, wo sich internationale Organisationen, Länder und Gemeinden bemühen, Gewässerstrecken wieder naturnah zurückzubauen.

Ein Beispiel der Maßnahmen im Zuge des Projektes „River Mur“ ist das Auenmanagement Mauthof (Bez. Murau)  © Land Steiermark A14
Ein Beispiel der Maßnahmen im Zuge des Projektes „River Mur“ ist das Auenmanagement Mauthof (Bez. Murau) © Land Steiermark A14

„River Mur“ – Das Projekt
Durch die frühere systematische Regulierung wurde der Flusslauf der Mur stark verändert. Die für die Gewässerlandschaft lebenswichtige „Dynamik“ – darunter versteht man die gestaltende Kraft des Flusses z.B. bei Hochwasser – wurde eingeschränkt. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts galt die Mur – vor allem bedingt durch die Einleitung von ungereinigtem Abwasser – als einer der schmutzigsten Flüsse Europas.
Weitere Konsequenzen der vielen Veränderungen waren: Die Mur wurde von ihrem Umland und Nebenbächen “getrennt“, flussbegleitende Auwälder schrumpften bedrohlich und damit auch die Lebensräume von Fischen, Amphibien und Vögeln.

Die Renaturierungen entlang der Mur begannen 1995. Bundesminister Andrä Rupprechter mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, das Land Steiermark und die EU sicherten dafür die Finanzierung von 14,5 Millionen Euro. Bis heute sind sechs EU-Projekte an der Oberen Mur, Grenzmur und slowenischen Mur umgesetzt und rund 30 Flusskilometer revitalisiert.

International RiverPrize – Die Auszeichnung
Im Rahmen des „Thiess International RiverPrize“ werden die weltbesten langfristigen und zukunftsorientierten Renaturierungsprojekte an Flüssen ausgezeichnet. Unter den zahlreichen Bewerbern hat es die Steiermark mit dem Projekt „River Mur“ unter die besten drei Projekte der Endausscheidung geschafft. Der Gewinner dieser weltweit begehrten Umwelt-Auszeichnung wird im Rahmen des Internationalen Riversymposiums in Brisbane, Australien, am 22. September 2015 bekannt gegeben. Die zwei weiteren Projekte, die um den Preis konkurrieren, sind: Lake Eyre Basin (Australien) und Jordan River (Jordanien).

Für LR Hans Seitinger ist die Nominierung für den International RiverPrize eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges im Flussraummanagement   © Lebensressort
Für LR Hans Seitinger ist die Nominierung für den International RiverPrize eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges im Flussraummanagement © Lebensressort

Im Gesamtkonzept ‚River Mur’ stecken weit mehr als 20 Jahre nachhaltiges Flussgebietsmanagement in der Steiermark und in Slowenien. Die Nominierung für den „International RiverPrize“ zeigt, dass für das Flussraummanagement an der Mur – auch wenn es sehr schwierig war – der richtige Weg gewählt wurde“, so Landesrat Johann Seitinger.

Zusätzlich führte intensive Öffentlichkeitsarbeit zu einem erhöhten Bewusstsein – generell für Umweltfragen und speziell zur Nutzung der Mur als Freizeit- und Erholungsraum. Sie ist wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Städte und Gemeinden entlang ihres Laufes haben ökologisch intakte Flusslandschaften und zugänglich gestaltete Ufer für sich und ihre Bevölkerung wiederentdeckt. Seitinger: „All diese Maßnahmen haben damit auch einen enormen touristischen bzw. auch Naherholungscharakter.“

Beteiligte steirische und slowenische Gemeinden: Pöls-Oberkurzheim, St. Peter ob Judenburg, Knittelfeld, St. Margarethen bei Knittelfeld, St. Marein-Feistritz, Leoben, Graz, Bad Radkersburg, Gosdorf, Mureck, Halbenrain, Gornja Radgona (SI), Murska Sobota (SI), Beltinci (SI), Veržej (SI), Ljutomer (SI)

„River Mur“ – Das Erfolgsgeheimnis
Die Projekte an der steirischen Mur werden von der Wasserwirtschaftsabteilung gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Maribor, der Universität Ljubljana, weiteren Partnern und von freiland Umweltconsulting ZT GmbH abgewickelt. Unterschiedliche Schutz- und Umsetzungsziele werden so in die Planungen integriert und verwirklicht.

Seit 1992 ist die bilaterale Grenzkommission Österreich/Slowenien für die Abstimmung aller Aktivitäten am ca. 40 Kilometer langen Grenzabschnitt der Mur zuständig. Mit den slowenischen Kollegen besteht eine jahrzehntelange ausgezeichnete Zusammenarbeit, die sich auch im Projekt „River Mur“ bewährt hat.

„River Mur“ – Die Zielerreichung
Die gesetzten Ziele der Flussraum-Projekte an der Mur wurden erreicht“, so  der Projektkoordinator HR DI Rudolf Hornich(Amt der Steiermärkischen Landesregierung):  „Durch die Renaturierung der Mur weist der Fluss an vielen Stellen wieder einen hohen Freizeit-, Erlebnis- und Erholungswert, sowie über weite Strecken einen guten ökologischen Zustand auf. In dem Zusammenhang müssen auch die großen finanziellen Anstrengungen mit Investitionen von über €150 Mio. bei der Sanierung der Gewässergüte in den 1970er Jahren als Basis der heutigen Renaturierungen gesehen werden“, so Hornich weiter.

Bundesminister Rupprechter sieht in der Auswahl des Projektes „River Mur“ eine Anerkennung des gemeinsam verfolgten Weges des ökologischen Hochwasserschutzes.

 

Über die International RiverFoundation (IRF)
1999 verlieh die IRF erstmals den „Thiess International RiverPrize“. Mittlerweile zählt die Auszeichnung zu den renommiertesten Umweltpreisen weltweit. Heute gibt es 15 internationale Preisträger und mehr als 50 Finalisten, die ihre herausragende Leistung und Engagement für die Wiederherstellung der Flüsse der Welt unter Beweis gestellt haben. Zu den bisherigen Gewinnern zählen Projekte an bekannten Gewässern wie dem Mekong (Vietnam, Kambodscha), dem Nushagak River (Alaska), der Themse (England), dem Mara River (Kenia) oder am Rhein (Deutschland). Dieses Jahr ist das Flussgebietsmanagement-Projekt „River Mur“ unter den Finalisten.

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