20 Jahre Pendlerinitiative

Der Weg zur Arbeit ist teuer, zeitraubend und kann aufgrund der erhöhten Stressbelastung auch gesundheitliche Gefährdung bedeuten. Die Steirische Pendlerinitiative -ein Verein mit ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitern – ist daher durch ständige Aktionen und Interventionen bemüht, die unangenehmen Erscheinungen des Berufspendelns für die Menschen zu entschärfen.

Und das seit 20 Jahren. Gründungsmitglieder der Pendlerinitiative sind Franz Gosch, Franz Haberl, Ing. Erich Amerer, Bernhard Ederer und Sigrid Fleck.

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v.l.n.r. Ing. Erich Amerer, Sigrid Fleck, Franz Gosch, Franz Haberl, Bernhard Ederer

Die Anzahl der Pendler steigt ständigMail-Anhang

1994
Die Pendlerinitiative wird gegründet um den damals 223.000 Pendlern (52% der Erwerbstätigen) eine Stimme zu geben. Schon damals gab es 115.000 Bezirksauspendler und 24.000 Landesauspendler in der Steiermark. In der Stadt Graz gab es vor 20 Jahren 65.858 Einpendler.

2004
Mehr als 61% der Erwerbstätigen, das sind rund 350.000 steirische Arbeitnehmer/innen, arbeiten nicht in ihrem Wohnort und müssen zum Teil erhebliche Strecken auf sich nehmen, um zum Arbeitsort zu gelangen. Derzeit gibt es 152.062 Bezirksauspendler und 51.181 Landesauspendler. Das ist ein historischer Höchststand an Pendlern in der Steiermark. Der größte Pendlermagnet ist und bleibt die Stadt Graz, welche nunmehr bereits 92.259 Einpendler zählt. Jeder dritte steirische Arbeitsplatz befindet sich in Graz, die Hälfte der Beschäftigten der Stadt Graz sind Einpendler.

Das Ohr am Pendler mit der Pendlerhotline
Das Herzstück der Pendlerinitiative ist die Hotline. „Hier erfahren wir direkt, wo die Probleme sind und können unmittelbar reagieren“, sagt Obmann Franz Gosch. Wünsche und Beschwerden werden von der Pendlerhotline der Steirischen Pendlerinitiative (Tel.: 0664/4164130) aufgenommen und an die zuständigen Behörden, Institutionen und Verkehrsunternehmen weitergeleitet. Die Hotline wird seit Jahren von Ing. Erich Amerer organisiert und betreut.

Öffi-Tarife mehr als verdoppelt
Leider können die hart erkämpften Unterstützungen mit den tatsächlichen Kosten des Pendelns nicht Schritt halten. So wurden mit 1. Juli 2013 die Tarife des steirischen Verkehrsverbundes wiederum angehoben (ca. 5%). Dies bedeutet, dass die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel in der Steiermark, seit Einführung des Verkehrsverbundes vor 18 Jahren mehr als verdoppelt wurden. Allein in den letzten zwei Jahren mussten die Pendler/innen 10% höhere Tarife schlucken, dies bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,5%. Auch heuer wollen die Verkehrsunternehmen eine Preiserhöhung von 3,5% durchdrücken. „Ein völlig falsches Signal an die Kunden der Öffis“, kritisiert Gosch.

Auch die Treibstoffpreise treffen die Pendler sehr hart, sodass viele Pendlerinnen und Pendler bereits 1/3 ihres Einkommens für den Weg zur Arbeit aufwenden müssen.

Mitfahrbörse (www.mitfahrboerse.st) bringt erhebliche Kostenreduktion
Die Pendlerinitiative empfiehlt für alle, die kein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung haben, die Bildung von Fahrgemeinschaften. Dies entlastet Verkehr und Umwelt, sowie die Geldbörsen der Pendler. Die Erhöhung der Mineralölsteuer auf Diesel und Benzin haben eine deutliche Verteuerung an den Tankstellen ergeben. Dies führt für alle Pendlerinnen und Pendler, welche auf das Fahrzeug angewiesen sind, zu einem Nettoeinkommensverlust.
Zur Entlastung bietet die Steirische Pendlerinitiative eine gratis Mitfahrbörse an. Mit derzeit rund 390 Angeboten – im Internet unter www.mitfahrboerse.st – können erhebliche Kosten eingespart werden. Die Pendlerinitiative bietet auf dieser Homepage auch eine kostenlose Mitgliedschaft auf der Echtzeit-Mitfahrbörse „flinc“ an.

S-Bahn Erfolg als nachhaltige Verkehrslösung
Ein wirkliches Erfolgsmodell ist die S-Bahn in der Steiermark, welche nunmehr auch verstärkt Fahrgastzuwächse vermelden kann. Das S-Bahn System hat tragfähige Korridore, welche ein verdichtetes Angebot für die Fahrgäste leisten. Es gibt eine starke Achse Bruck – Spielfeld sowie die Achse Köflach – Graz, welche bereits die Koralmbahntrasse nutzt. Die Steirische Pendlerinitiative fordert, dass auch die übrigen Bahnkorridore, wie der Obersteiermarktakt, ebenfalls eine weitere Verdichtung und Vertacktung erhalten wird, sodass mit verbessertem Angebot auch in der übrigen Steiermark mehr Möglichkeiten zum Umstieg auf das öffentliche Verkehrsmittel geboten werden kann.

Busverbindungen in der Steiermark drastisch gekürzt
Während die S-Bahn Steiermark zum Erfolgsmodell werden konnte, wurden die Busverbindungen im ländlichen Raum drastisch gekürzt. Millionen Buskilometer, vor allem beim Postbus, wurden gestrichen. Vielerorts gibt es keine Busverbindungen oder Angebote nur noch an Schultagen. Die Pendlerinitiative hatte jahrelang vor einem Kahlschlag des Busangebotes gewarnt. Die verkehrspolitischen Prioritäten waren und sind aber offenbar andere.

Verbesserung bei der Pendlerförderung
Die Steirische Pendlerinitiative konnte auch im Jubiläumsjahr als Interessensvertretung vieles positiv bewegen. So ist es gelungen, mit 1.1.2014 die Zumutbarkeitsbestimmungen für das große Pendlerpauschale zu verbessern, sodass insbesondere Pendler mit längeren Anfahrtswegen mit unzureichender öffentlicher Verkehrsanbindung mehr Geld erhalten. Im Vorjahr wurde der Pendlereuro eingeführt, eine Pendlerförderung zusätzlich zur Pendlerpauschale (1 Euro pro Kilometer/Jahr). Starke Verbesserungen gab es auch für Teilzeitbeschäftigte und Kleinverdiener, welche im Vorjahr erstmals eine Pendlerförderung erhalten konnten.

Der Pendlerrechner wird saniert
Im Hinblick auf den „Pendlerrechner“ fordert Gosch das Finanzministerium auf, dass der Pendlerrechner saniert wird. Vor allem bei Langstreckenpendlern kommt es zu falschen Ergebnissen. Nachdem dies ein Behördenrechner ist, wurde auch schon die Volksanwältin eingeschaltet. „Nach Gesprächen mit dem Ministerium wurden Verbesserungen zugesagt“, sagt Gosch und rät allen, die jetzt eine negative Abfrage haben, noch abzuwarten. Die Dienstgeber werden aufgefordert, die Pendler zu unterstützen, das Formular L 34 (Antrag auf Pendlerpauschale) muss erst bis 30. Juni 2014 neu eingegeben werden. „Bis dahin rechnen wir, dass unsere Beschwerden aufgearbeitet sind und dann der Rechner fehlerfrei funktioniert“ so Gosch.

Die nächsten Ziele der Pendlerinitiative
Pendeln kostet Zeit und Geld und kann auch die Gesundheit gefährden. Die Pendlerinitiative ist weiterhin mit vollem Einsatz bemüht, die Lebensumstände der steirischen Pendlerinnen und Pendler zu verbessern. Der Verein, der sich als Selbsthilfegruppe von Pendlern für Pendler versteht, wird weiter kämpfen. Hier die wichtigsten Forderungen aufgelistet:

• Volle steuerliche Absetzbarkeiten von Fahrtkosten – Absetzbeträge
• Aufgewerteter Pendlereuro soll Pendlerpauschale ersetzen
• Vereinfachte Pendlerförderung durch KM genaue Berechnung
• Sorgepflichten von Eltern bei Pendlerpauschale berücksichtigen
• Faire Treibstoffpreise – keine Abzocke an den Zapfsäulen
• S-Bahn Steiermark absichern
• Öffentliche Verkehrsverbindungen sinnvoll ausbauen statt reduzieren
• Günstige Mehrfahrkarten für Teilzeitbeschäftigte Pendler
• Mehr Park&Ride Möglichkeiten und Pendlerparkplätze

 

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