ÖVP will Hausärztemangel abwenden

Österreich hat ein sehr gutes Gesundheitssystem. Aber die medizinische Versorgung steht vor großen Herausforderungen: Die Österreicherinnen und Österreicher werden glücklicherweise älter, im Durchschnitt über 80; sie brauchen auch immer mehr medizinische Betreuung. Mit dem medizinischen und technischen Fortschritt gibt es laufend neue Methoden und Medikamente, neue Therapien und Diagnosen, auf die alle Österreicherinnen und Österreicher Anspruch haben. Mit den neuen Möglichkeiten und der besseren Information steigen auch die Patientenwünsche.

Klubobmann Dr. Reinhold Lopatka: Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung durch Haus- und Landärzte steht vor großen Herausforderungen.
Klubobmann Dr. Reinhold Lopatka: Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung durch Haus- und Landärzte steht vor großen Herausforderungen.

Mit dieser Entwicklung werden auch die Kosten weiter steigen. Offensichtlich sind auch die Nachwuchsprobleme bei Ärzten. Es steht hier ein Generationenwechsel an: Die Ärzte, die aus den geburtenstarken Jahrgängen der 50er- und 60er-Jahre kommen, gehen demnächst in Pension und können jedenfalls nicht vollständig ersetzt werden.

In Deutschland werden pro Jahr um 700 Ärzte weniger ausgebildet als in den Ruhestand gehen, in der Schweiz beträgt der Ärztefehlbedarf rund 500 pro Jahr. Das erzeugt einen enormen Sog aus Österreich hinaus: Zirka 3.000 österreichische Jungärzte haben in den letzten Jahren im Ausland zu arbeiten begonnen. Ganz besonders schmerzt der drohende Kassenärztemangel in Österreich und hier wieder vor allem im ländlichen Raum. Die ÖVP will aber den Hausarzt als erste Anlaufstelle flächendeckend und wohnortnah erhalten – auch in kleinen und Kleinstgemeinden, denn: Rund 80 Prozent aller Gesundheitsprobleme sind durch den praktischen Arzt lösbar

Die Hausärzte bilden das Rückgrat der österreichischen Gesundheitsversorgung. Die statischen Daten sind beeindruckend: 4.122 Vertragsärzte für Allgemeinmedizin wickelten 2013 67,8 Millionen Kontakte in ihren Ordinationen ab. Die Fachärzte wickelten im gleichen Zeitraum 24,5 Millionen Kontakte ab. In den Ambulanzen der Spitäler waren es 17,2 Millionen. Im Schnitt bedeutet dies, dass jeder Anspruchsberechtigte achtmal im Laufe des Jahres beim Hausarzt war, bei den Fachärzten dreimal.

Das zeigt, die medizinische Grundversorgung ist am besten durch Hausärzte zu gewährleisten. Die Versorgung durch den Hausarzt stellt auch die kostenschonendste Gesundheitsversorgung dar: Unser Gesundheitssystem kostet jährlich rund 33 Milliarden Euro, davon betrug die Honorarsumme der Hausärzte mit Kassenverträgen rund eine Milliarde Euro. Die Grundversorgung durch den Hausarzt entspricht auch dem erklärten Wunsch der Bevölkerung (ecoquest-Studie aus 2014; 4.000 Befragte über 15 Jahre): 75 Prozent wünschen sich mehr Hausärzte; für 91 Prozent ist es wichtig, dass sie einen Arzt in der Nähe des Wohnorts habe und für 78 Prozent ist der Hausarzt wichtigster und erster Ansprechpartner, wenn sie sich krank fühlen. 96 Prozent sind mit ihrem Hausarzt sehr zufrieden.

Die ÖVP setzt sich daher für folgende Maßnahmen ein, um die medizinische Versorgung durch Hausärzte sicher zu stellen: 

Hausärztliche Versorgung in jeder Gemeinde installieren, in Kleinstgemeinden wenigstens tageweise Betreuung in Kleinstordinationen, etwa in Gemeindeämtern. Das ist wichtig, weil der Hausarzt seine Patienten kennt, ihre Krankengeschichten, aber auch das soziale Umfeld.
Kassenverträge flexibilisieren, sie sollen
• generell teilbar sein, das ist vor allem für Frauen, die vielfach die Kinderbetreuung wahrnehmen, wichtig!
• mehrere Ordinationsstandorte zulassen, um in unterversorgten Gemeinden zumindest an einem Tag/Woche eine Ordination wohnortnah zur Verfügung stellen zu können.

Bürokratie abbauen, die Ärzten und Patienten im Bedarfsfall das Leben schwermacht, z.B.
• Chefarzt-Bewilligungen weiter abbauen
• Case-Manager und Dauerbewilligung für Rezepte für chronisch Kranke
• Rationierung und Wartezeiten z.B. bei notwendigen MRT-Untersuchungen abbauen
• Gruppenpraxen erleichtern.

Unterschiedliche Bezahlung von Hausärzten und Fachärzten mittelfristig angleichen. Deutsche Bundesländer haben damit positive Erfahrungen gemacht.

Hausapotheken erhalten:
Ärztliche Hausapotheken bilden oft eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für Arztordinationen in kleineren Gemeinden und damit auch für die Ordinationsnachfolge angesichts der bevorstehenden Welle von Pensionierungen. Hausapotheken bieten dort die von Patienten dringend gewünschte „Nahversorgung“ mit Medikamenten.

Verbesserte Ausbildung für angehende Allgemeinmediziner und Lehrpraxis umsetzen
Ende Oktober wurde die Ausbildung der Ärzte im Nationalrat neu geregelt.

Abwanderung junger Ärzte stoppen
In den nächsten Jahren gehen 56 Prozent der Landärzte in Pension. Viele Jungmediziner schreckt die De-facto-Pflicht einer 24-Stundenbereitschaft ab, außerhalb von Ballungsräumen als „Landarzt“ eine Praxis zu eröffnen.
• Die Möglichkeit parallel in der Lehrpraxis und auch als Turnusarzt im Spital tätig zu sein, soll die Kooperation zwischen dem niedergelassenen Bereich und den Krankenanstalten vertiefen und jungen Medizinern die Scheu vor dem „Hausarzt-Sein“ nehmen (z.B. Modell Vorarlberg).
• Neue Organisationsformen, wie z.B. der „Hausärztlicher Notdienst“ in Oberösterreich, organisiert von der OÖ Ärztekammer und dem Roten Kreuz, reduzieren die verpflichtenden nächtlichen Bereitschaftsdienste. Ähnliche Modelle existieren auch in NÖ und Kärnten.

Kooperationsformen unbürokratisch ermöglichen
• Hausarzt-Kooperationen, z.B. Gruppenpraxen bzw. Teilung von Verträgen
• Kooperation mit Fachärzten und anderen Gesundheitsberufen in Zentren.

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