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Nix übrig für Verschwendung – Lebensmittelabfälle reduzieren!

Im Rahmen des heutigen Welternährungstages (16. Oktober) setzen mit einer Aktionswoche 20 steirische Großküchen ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln und sensibilisieren die Konsumentinnen und Konsumenten. Weltweit sind 820 Millionen Menschen von Hunger bedroht und gleichzeitig landet ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. Auch Österreich stellt mit 600.000 Tonnen an Lebensmittelabfällen pro Jahr keine Ausnahme dar.

Im Rahmen einer Aktionswoche rund um den Welternährungstag am 16. Oktober wird nun der Fokus auf die Gemeinschaftsverpflegung gelegt, denn dort macht der entsorgte Lebensmittelabfall (ohne Zubereitungsreste) rund 20 Prozent der ausgegebenen Essensmenge aus. Das heißt: Es gilt in österreichischen Großküchen der Herausforderung von 61.000 Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle jährlich zu begegnen. Umgerechnet auf die Steiermark sind das rund 8.500 Tonnen genießbarer Lebensmittel, die nur alleine auf Ebene der steirischen Gemeinschaftsverpflegung im Jahr in der Tonne landen. In Umwelteffekten gerechnet verursacht diese Menge an Lebensmittelabfall rund 19.400 Tonnen CO2.

Aktuell beteiligen sich 20 Großküchenbetriebe aus der ganzen Steiermark an der Lebensmittelrettung. © steiermark.at/Streibl

„Der Welternährungstag zeigt auf, dass wir in einer Phase leben, wo zu viele Menschen hungern müssen und wo gleichzeitig massenhaft Lebensmittel weggeworfen werden. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist daher ein wichtiges Thema. Mit dieser Initiative wird das Bewusstsein dafür geschärft. Wir können viel an Ressourcen einsparen, wenn nur das produziert wird, was auch tatsächlich verbraucht wird. Das bietet großes Einsparungspotenzial und schont die Umwelt. Ich danke allen steirischen Betrieben, die sich an dieser Aktion beteiligen“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Zahlreiche steirische Projekte im Einsatz gegen Lebensmittelabfälle

In der Steiermark wird das Angebot von United Against Waste über die Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN) seit 2016 als Schwerpunkt unterstützt. Mit G’SCHEIT FEIERN, GREEN EVENTS, dem steirischen Haushaltssparbuch sowie „restlos g’scheit essen“ und „Lebensmittel sind kostbar“ gibt es weitere Initiativen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Zusätzlich dazu steht auch immer mehr der Einkauf von regionalen Lebensmitteln im Mittelpunkt, die einerseits höchste Qualität aufweisen und andererseits den ökologischen Fußabdruck niedrig halten. Wie das zum Beispiel beim Rindfleisch klar sichtbar ist: Ob Fleisch 15.000 Kilometer zurücklegt oder nur 50 Kilometer macht einen riesigen Unterschied (Brasilianisches Rindfleisch: 1.000 kg CO2-Emissionen; Steirisches Rindfleisch: 170 kg CO2). „Der Wert, der in der Steiermark weggeworfenen Lebensmittel übersteigt die 200 Mio. Euro-Grenze. Diese Zahl ist angesichts der weltweit mehr als 800 Millionen hungernden Menschen ethisch nicht mehr vertretbar, weshalb es umfassende Anstrengungen und Innovationen braucht, um den Lebensmittelkonsum von der Masse zur Klasse zu führen und gleichzeitig mehr Bewusstsein für den Wert der Lebensmittel zu schaffen“, so Nachhaltigkeitslandesrat Johann Seitinger.

Kontinuierliches und einfaches Monitoring zur Reduktion von Großküchenabfall

Im Rahmen der Initiative United Against Waste wird seit nunmehr zwei Jahren ein eigenes Programm zur Lebensmittelabfallvermeidung für den Bereich der Großküchen umgesetzt („Moneytor“). Dank der laufenden und standardisierten Beobachtung der monatlichen Ausspeise- und Abfallmengen haben die teilnehmenden Betriebe ihren Lebensmittelabfall im Blick und können sich mit anderen Branchen vergleichen. Dadurch können sie gezielte Reduktionsmaßnahmen setzen und diese laufend evaluieren. In der Steiermark beteiligen sich aktuell die Betreiber Gaumenglück, GMS GOURMET GmbH, die KAGes (Standorte LKH-Univ. Klinikum Graz, LKH Hochsteiermark und LKH Weststeiermark, die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) und SV Österreich mit 20 Standorten am Monitoring-Programm. „Das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus unterstützt im Zuge der Initiative „Lebensmittel sind kostbar!“ diese Projekte von United Against Waste, um die ökologischen Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung in Österreich zu reduzieren und damit insgesamt einen wichtigen Schritt in Richtung UN-Zielerreichung zu setzen“, so Sektionsleiter Christian Holzer. Der erhobene Verlustgrad (entsorgter Lebensmittelabfall im Verhältnis zur ausgegebenen Speisemenge) variiert je nach Küchenstandort stark mit einer Bandbreite von 4 bis 42 Prozent. Das heißt es gibt Betriebe, wo Handlungsbedarf besteht und andere, die das Thema gut im Griff haben. Das jährliche Einsparpotenzial umgerechnet in Wareneinsatz beträgt im Durchschnitt pro Krankenhaus 164.000 EUR, pro Pflegeheim 61.000 EUR und pro Betriebsrestaurant 12.000 EUR.

Konkrete und wirksame Maßnahmen gegen Lebensmittelabfall

Je nach Betriebstyp gibt es bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen unterschiedliche Herausforderungen und Stellschrauben, an denen gedreht werden muss. Tendenziell kann man festhalten, dass Betriebe, die folgende Maßnahmen zur Lebensmittelabfallvermeidung anwenden, besser abschneiden: Dazu zählt u.a., dass die Gerichte in unterschiedlichen Portionsgrößen angeboten, freie Wahl bei Beilagen bzw. Menükomponenten ermöglicht oder Speisen am Buffet öfter in kleinen Einheiten nachbestückt werden anstatt in großen Mengen im Voraus.  Der Betreiber Gaumenglück nimmt am „Moneytor“ teil und hat unterschiedliche Maßnahmen gegen Lebensmittelabfall umsetzt: Anstatt mit großen Puffern vorzuproduzieren, bietet er den Konsumentinnen und Konsumenten im Mitarbeiterrestaurant „The Hive“ zum Beispiel Alternativgerichte, sollte ein Menu einmal ausgehen. Bei der Speisenausgabe wird auf direkten Kundenkontakt gesetzt, um auf spezielle Bedürfnisse eingehen zu können. Durch die Verarbeitung von überwiegend frischen Produkten und laufende Nachproduktion, ist die Küche flexibler. „Nachhaltigkeit beginnt bei uns bereits beim Einkauf. Wir setzen auf Regionalität und lassen unseren Küchenbetrieben Spielraum, bestimmte Waren direkt von Bauern aus der Umgebung des jeweiligen Standorts zu beziehen. Brot und Gebäck stammen von steirischen Bäckereien wie Steiner aus Unterpremstätten oder Wölfl aus Graz; und das steirische Kernöl kommt direkt aus eigener Produktion eines Mitarbeiters“, betont Lorenz Reichel, Gaumenglück-Geschäftsführer

Aktionswoche zur Einbindung der Konsumentinnen und Konsumenten

Nicht nur KüchenbetreiberInnen und deren MitarbeiterInnen in der Gemeinschaftsverpflegung tragen zur Lebensmittelabfallvermeidung bei, sondern auch deren KundInnen: Zum Beispiel durch aktive Nutzung von Vorbestellmöglichkeiten, bewusste Mengenwahl am Buffet oder Entgegenbringen von Verständnis, falls einzelne Menüs gegen Ende der Restaurantzeiten nicht mehr verfügbar sind. Daher werden nun erstmals im Rahmen einer Aktionswoche von 14. bis 20. Oktober unter dem Motto „Nix übrig für Verschwendung“ auch die KonsumentInnen, PatientInnen und HeimbewohnerInnen an den teilnehmenden Standorten für das Thema mittels Tisch- und Buffetaufsteller, Flyer, Poster, Roll-Ups und Slide-Shows sensibilisiert. Bei der Aktionswoche können Verbraucher auch selbst aktiv werden: Bei einem Gewinnspiel unter dem Motto „#nixübrig“ werden sie animiert, Fotos von leergegessenen Tellern oder kreative Ideen zur Resteverwertung auf Instagram, Facebook oder per Mail zu teilen und damit zu zeigen, dass sie selbst nichts übrig für Verschwendung haben. Zu gewinnen gibt es einen 2-tägigen Aufenthalt im Rogner Bad Blumau, das als steirischer Vorzeigebetrieb gilt, was einen wertschätzenden Umgang mit Nahrungsmitteln angeht.

Kreative Ideen für weniger Lebensmittelabfall

Thomas Mrak, Leiter des Smart Business Centers und Prokurist der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG) berichtet über kreative Ideen von MitarbeiterInnen der 40 Firmen, die täglich im „The Hive“ essen und sich mit Smart Service, Künstliche Intelligenz und digitalen Geschäftsmodellen beschäftigen: „Aus Daten wie Wetter, Wochentag und Tiefgaragenauslastung können Rückschlüsse auf die benötigte Speisenmenge gezogen werden, um eine bedarfsgerechte Planung zu erleichtern. Diese Idee zeigt, es kann sehr wirkungsvoll sein, auch Kunden und Kundinnen ins Thema Abfallvermeidung einzubeziehen“. Begleitet wird die Aktionswoche für weniger Lebensmittelabfall in den teilnehmenden Betrieben durch eigene Aktionen wie zum Beispiel vergünstigten „Restl-Menüs“ und der Auszeichnung besonders engagierter Küchenleiterinnen und Küchenleiter.

Die Durchführung der Aktionswoche in der Steiermark wird vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und dem Land Steiermark unterstützt.

Über United Against Waste

United Against Waste ist eine Initiative zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung und wird von einem breiten Partnernetzwerk aus Wirtschaft, Bund, Ländern, NGOs und Wissenschaft getragen. Seit mehr als fünf Jahren wirkt United Against Waste auf unterschiedlichen Ebenen – in der Gastronomie und Hotellerie mit dem Beratungsprogramm „Küchenprofi[t]“ und seit 2017 auch im Bereich Gemeinschaftsverpflegung mit dem Monitoring- und Managementsystem „Moneytor“. (www.united-against-waste.at)

„politicum“ versteht sich als Zeitschrift, die die offene Diskussion pflegt. Zahlreiche, namhafte nationale und internationale Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen und politischen Couleurs haben zu den verschiedensten aktuellen Themen Stellung bezogen. Zu Politik, Wirtschaft, Geschichte, Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur, Staats- und Demokratiereform u.v.m.

Die Liste der Themen sowie die Liste der über 1.800 Autorinnen und Autoren ist eine eindrucksvolle, bunte Vielfalt und ein kleines „Who is who“ der Steiermark, aber auch Österreichs.

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