Kurt Jungwirth: Eine prägende Größe der Geistes- und Kulturlandschaft feierte seinen 90. Geburtstag

Kultur und Politik hatten in der Steiermark stets ein besonderes Verhältnis und die vielfältige steirische Kulturlandschaft mit ihren international weithin sichtbaren Leuchttürmen wäre ohne dieses kritisch-befruchtende Verhältnis wohl nie entstanden. Eine der prägendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte war und ist Kurt Jungwirth. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer würdigte am Montag im Rahmen einer Abendveranstaltung des Steirischen Akademikerbundes im ÖVP-Landtagsklub unter dem Titel „Steirische Perspektiven: Kultur & Politik“ die Person und das Wirken Kurt Jungwirths. „Er ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit, eine prägende Größe der Geistes- und Kulturlandschaft der Steiermark. Er steht beispielhaft für das offene und liberale Klima, auf das wir Steirer stolz sind. Er hat Fundamente gelegt und wegweisende Spuren hinterlassen“, so der Landeshauptmann in seiner Rede.

Die „Steirischen Berichte“ – herausgegeben vom Steirischen Volksbildungswerk seit 1952 – sind bis heute ein kritischer Spiegel der steirischen Kulturlandschaft. Jungwirth wurde 1967 für viele Jahre mit der Schriftleitung betraut. Eine Auswahl seiner bis heute erscheinenden Beiträge wurde nun in einer Sondernummer zusammengestellt und im Rahmen der Veranstaltung von seinem Nachfolger, Volksbildungswerk-Präsident LT-Präsident a.D. Prof. Franz Majcen, präsentiert und an Jungwirth übergeben.

Franz Majcen übergibt die Sonderausgabe der „Steirischen Berichte“ an Kurt Jungwirth.

Mit dem am 3. September 1929 geborenen Kurt Jungwirth feierte der wohl bedeutendste lebende Kulturpolitiker der Steiermark vor Kurzem seinen 90. Geburtstag und ist als Vorsitzender des Kuratoriums für das Universalmuseum Joanneum weiterhin hoch aktiv. In einem Gespräch mit dem früheren ORF-Landesdirektor Günther Ziesel skizzierte Jungwirth die besondere Atmosphäre der steirischen Kulturpolitik und deren Entwicklung in der zweiten Republik.

Kulturlandesrat Christopher Drexler dachte diese Entwicklung weiter und erörterte die kulturellen und politischen Perspektiven der Steiermark. „Ein Möglichmacher, das war und ist Kurt Jungwirth in der steirischen Kulturpolitik. Sein innovatives Denken hat unser Bundesland nachhaltig geprägt: ein Nachdenker, der „vor“gedacht hat, ein Intellektueller, der am Boden der Umsetzbarkeit geblieben ist; ein Fordernder und Förderer. Er war eigentlich die einzige Persönlichkeit, die einem Hanns Koren nachfolgen konnte. Sein Büro im zweiten Stock im Landhaus war das Zentrum der Begegnung und Gespräche mit den großen Denkern der Zeit“, so Drexler. Er sprach in der Laudatio aber auch Jungwirths Leidenschaft für das Schachspiel an, der Jubilar war von 1971 bis 2017 ganze 46 Jahre (!) Präsident des Österreichischen Schachbundes, zwei Jahre länger – bis Juni 2019 – bekleidete er das Präsidentenamt in der Steiermark.

 

21 Jahre lang Mitglied der Landesregierung

Von 1970 bis 1991 war Jungwirth Mitglied der Landesregierung in der Steiermark, ab 1985 als Landeshauptmann-Stellvertreter von Josef Krainer. Als Präsident des Steirischen Herbstes von 1976 bis 2006 sowie als Präsident des Trägervereins der Styriarte prägte er über Jahrzehnte die kulturpolitische Landschaft der Steiermark. Er ist Ehrenringträger des Landes Steiermark und der Stadt Graz, Ehrensenator der Universität Graz und erhielt 2007 vom Bundespräsidenten das „Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern“ für Verdienste um die Republik Österreich.

Es war Jungwirth stets ein großes Anliegen, inmitten der Hektik der Tagespolitik auch für grundsätzliches Nachdenken Zeit und Raum zu schaffen. Davon hat auch in besonderem Maße der Steirische Akademikerbund profitiert, dessen Präsident er im Jahr 1974 wurde. Er verfolgte zielstrebig den Ansatz, Akademiker verschiedener Berufsgruppen in einem Verband bürgerlicher Richtung zusammenzubringen. 35 Jahre prägte er den Akademikerbund durch seine weltoffene, vielseitig interessierte und kritische Diskurse schätzende Art.

 

Franz Majcen, LH Hermann Schützenhöfer, Juliane Bogner-Strauß, Akademikerbund-Präsidentin Beatrix Karl, Kurt Jungwirth, Christopher Drexler, Günther Ziesel (v.l.)

 

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